Epilog.

„Das war toll!“ quiekte die Rothaarige. Sie hatte an Gewicht zugelegt, was ihr Kleid etwas strapazierte. Ein Knopf des vormals zu weiten Korsetts löste sich mit einem „Pling“, flog einige Meter weit und rutschte über den karierten Marmorboden.

„Das offene Ende war affig. Ich hasse offene Enden“, sagte ein Mann mit dichter Gesichtsbehaarung. Er trug seinen Mittelscheitel nicht über, sondern auf der Stirn.

„Ja. Aber es hat SPASS gemacht! Oder wollen Sie lieber weiter Pseudo-Schach spielen?“ gab die Rothaarige zurück.

Der Scheich, Nye, trat in die Runde, in einem orientalisch-anmutenden Gewand. Es schimmerte wie Seide, aber die wirr aufgedruckten Symbole bewegten sich unabhängig vom Gewebe, so dass der Abaya wie ein Kleid aus gefärbtem Wasser von seinen Schultern hing. Nye zog, wie immer, alle Blicke auf sich. Die Blicke waren heute … hungrig.

„Und? Wie lautet Ihr Fazit?“

Nye blieb still. Er sippte an einem Drink, die Gruppe erkannte keine Regung, keine Meinung. Unruhe machte sich breit.

„Und? Was?“ fragte der Stark-Behaarte wieder.

Nye seufzte, einen Moment lang flackerte er wie ein schlechtes Fernsehbild. Dann fasste er sich. Er konnte nicht zugeben, dass er mit dem Ergebnis unzufrieden war. Er konnte seinen Schützlingen nicht sagen, dass Wächter, Schlüssel und Tor zurückgekehrt waren. Das würde das weitere Spiel, und damit die Ordnung der Welt, in den Grundfesten erschüttern. Verflucht seist du Robert, oder Alfred, oder wer auch immer! Nye musste improvisieren; etwas, das er seit Jahrtausenden nicht mehr getan hatte. Aber dann verstand er.

Er blickte hoch, und die Gruppe schreckte zurück. Würde er lächeln?

Nye lächelte nicht. Er grinste. Und in seinen Augen tanzten die Sternenseelen den ewigen Tanz, und mit ihnen ein neuer Stern. Die Gruppe applaudierte und goss sich Sekt ein. Oder das, was sie für Sekt hielten.

 

Fin.

Über nggalai

Born in 1975, grown up in Switzerland, nggalai is now a slightly psychotic writer, photographer, bass player, and newspaper editor with too much time on his hands.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar